Versuchsergebnisse zur Nutztierhaltung – Hofgut Neumühle gibt Landwirten Empfehlungen

Wie stark sich die Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle im Bereich des praktischen Versuchswesens engagiert, zeigen gleich vier verschiedene Untersuchungen. Sie dienen dazu, Landwirten Empfehlungen in der Nutztierhaltung zu geben und politische Entscheidungsträger zu beraten. Bei den aktuellen Untersuchungen ging es um die Frage, inwieweit die Haltungsdauer im Iglu die Gesundheit von Kälbern beeinflusst, wie sich die Tränkeintensität auf die Entwicklung des Magen-Darm-Trakts bei Kälbern auswirkt, ob es sinnvoll ist, Milchkühe generell einmal im Jahr antibiotisch zu behandeln, und welche Auswirkungen die Haltungsbedingungen von Sauen auf den Geburtsverlauf und die Ferkelaufzucht haben.

Im Hofgut Neumühle wurden zwei Gruppen von neugeborenen Kälbern gebildet, wobei die Tiere der einen Gruppe die ersten zehn Tage und die der anderen 28 Tage einzeln in sogenannten Iglus aufwuchsen, bevor sie in die Gruppenhaltung in den Kälberstall kamen. Mit dem anfänglichen Separieren will man die Neugeborenen vor Keimen schützen. Man beobachtete ihre Tränkeaufnahme und Gewichtsentwicklung und ermittelte ihren Gesundheitsindex. Nachdem die Tiere beider Gruppen in den ersten Tagen bis zu fast acht Liter Muttermilch am Tag tranken und entsprechend an Gewicht zulegten, gab es bei der Gruppe, die nach zehn Tagen in den Kälberstall kam, einen deutlichen Einbruch: Sie tranken in den folgenden Tagen nur noch gut fünf, sechs Liter und nahmen auch weniger zu. Auch beim Gesundheitsindex ließ sich feststellen, dass die Gruppe der Kälber, die einen Monat im Iglu blieb, insgesamt gesünder war. Tiere, die frühzeitig zur Kälberherde kamen, zeigten Stresssymptome. Eine längere Einzelhaltung stärkt, so zeigte der Versuch, die Tiergesundheit, außerdem werden Wachstumseinbrüche reduziert, wodurch die Tiere auch später weniger krankheitsanfällig sind. Möglich ist es, auch zwei Kälber ab dem ersten Lebenstag im Iglu zu halten, wodurch die Tiere frühzeitig sozialisiert werden.

In einem weiteren Versuch beschäftigte man sich mit dem Trinkverhalten von Kälbern, indem man eine Gruppe so viel Milch trinken ließ, wie sie wollte, in der anderen Gruppe erhielten die Tiere durchgängig im Lauf der ersten zwei Monate sechs Liter am Tag. Kälber, die selbst über ihre Milchmenge entscheiden konnten, tranken oft doppelt so viel wie die Tiere, die die feste Menge erhielten, und wuchsen auch deutlich mehr. Dadurch, dass durch die größere Milchmenge mehr Nährstoffe aufgenommen wurden, war auch ihr Dünndarm etwa zwei bis drei Meter länger, was sich positiv auf ihre Gesundheit ausgewirkt hat, ist der Darm doch ein wichtiger Teil des Immunsystems. Und so ergab der Versuch mit zwei mal 32 Kälbern, dass diejenigen, die besser ernährt sind, weniger erkranken beziehungsweise besser mit Krankheiten umgehen können.

Ob es sinnvoll ist, Milchkühe prophylaktisch einmal im Jahr sechs Wochen vor der Geburt des nächsten Kalbes mit einer Antibiotika-Kur zu behandeln, war die Frage bei einem anderen Versuch. In dieser Zeit, dem sogenannten Trockenstehen, soll die Kuh keine Milch geben, damit sich das Gewebe der Milchdrüse erholen und sie ihre Kräfte für die Geburt sammeln kann. Ziel des Hofguts Neumühle, das 140 Kühe beherbergt, war es, den Antibiotika-Einsatz herabzusetzen, weshalb eutergesunde Kühe vor dem Trockenstellen nicht entsprechend behandelt wurden. Um Infektionen zu verhindern, verschloss man die Zitzen mit einem Präparat, das vor dem Säugen des Kalbes nach der Geburt wieder ausgemolken wurde. Während des gesamten Versuchs hat man die Milch auf Bakterien getestet und stellte fest, dass man 35 bis 40 Prozent weniger Antibiotika eingesetzt und eine nachhaltig gute Eutergesundheit erreicht hat. Es gab deutlich weniger Entzündungen und auch die Keimzahl in der Milch lag weit unter dem allgemeinen Durchschnitt.

Um die Haltung von Sauen, die gebären, ging es im vierten Versuch; hier wollte man die gemeinhin hohe Ferkelverlustrate in den ersten Tagen nach ihrer Geburt mindern. Dabei hielt man die Mutterschweine in drei Gruppen, einzeln im sogenannten Kastenstand und in der Bewegungsbucht sowie in einer Kleingruppe bestehend aus zwei Sauen in der Bewegungsbucht. Im Kastenstand weisen die Sauen deutlich mehr Stress und Entzündungen auf als in der Bewegungsbucht, dahingegen sterben im Kastenstand viel weniger Ferkel als in der Bewegungsbucht. Hier will das Hofgut Neumühle noch weitere Untersuchungen anstellen, um Unterschiede zum Verhalten und den gesundheitlichen Effekten bei verschiedenen Haltungsformen und zwischen Rassen festzustellen.

Bu: Vierwöchige Einzelhaltung stärkt Tiergesundheit: Kalb in einem Iglu

Quelle Text/Bild:
Bezirksverband Pfalz
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Kaiserslautern, 28.02.2019