Lesetipps von der Buchhandlung „blaue Blume“ 29.11.

Vladimir Sorokin – Manaraga. Tagebuch eines Meisterkochs
Europa in den 2030er Jahren: Nach Kriegen und (islamischen) Revolutionen werden Bücher nicht mehr gedruckt, sondern nur noch digital verbreitet. Der Wert der alten Bibliotheken hat sich daher gesteigert – und eine dekadente Elite hat die Vorliebe entwickelt, ihr Essen über dem Feuer gestohlener Bücher kochen zu lassen: Book‘n‘Grill. Géza ist einer der Meisterköche und reist um die Welt, um z.B. über den Gesammelten Werken von Tschechow Garnelen zu braten. Die große Nachfrage ruft Fälscher auf den Plan, und plötzlich hat Géza es mit geklonten Drucken und rücksichtslosen Kriminellen zu tun, die auch schon mal zu Mord greifen … Der neue Roman von Vladimir Sorokin (Der Schneesturm, Telluria) erzählt eine wunderbar (absurde?) Geschichte und strotzt voll origineller Einfälle. (Aus dem Russischen von Andreas Tretner)
Roman | Kiepenheuer & Witsch | 251 Seiten | 20,00 Euro

Hélène Gestern – Der Duft des Waldes
Roman | S. Fischer | 704 Seiten | 26,00 Euro
Die Historikerin Elisabeth erforscht Postkarten, doch seit dem Tod ihres Mannes fehlt ihr dazu jegliche Motivation. Als sie durch eine Klientin die alte Briefsammlung von Alban erhält, der als französischer Soldat im Ersten Weltkrieg kämpfte, und dann sogar noch das Häuschen ihrer Klientin erbt, beginnt sie, die Familiengeschichte Albans auszugraben. Sie stößt auf eine weitverzweigte Familie, Widersprüche und Spuren, die quer durch Europa und das 20. Jahrhundert führen. – Hélène Gestern setzt ihre wirklich fesselnde Familiengeschichte aus historischen und fiktionalen Texten unterschiedlichster Gattungen zusammen (Feldpostbriefe, Tagebucheinträge, Zeitzeugen-Texte) und passt dies in eine stimmige Rahmenhandlung ein. So erleben wir nicht nur mit, wie sich Elisabeth aus ihrem Tief herausarbeitet, sondern auch ein Panorama unserer jüngeren Vergangenheit. (Aus dem Französischen von Brigitte Große und Patricia Klobusiczky)

John Scalzi – Frontal
Science Fiction | Tor | 365 Seiten | 14,99 Euro
Wer sich mit der Krankheit Haden infiziert, muss als bewegungsunfähiger, körperlich gelähmter Pflegefall im Bett liegen, kann aber dank eines neuronalen Implantats mit seinem Bewusstsein einen Threep, eine Art Roboter, steuern und mit ihm am Alltag normaler Menschen teilnehmen. Und sogar Sport machen: Hilketa heißt der Wettkampf zwischen zwei Threep-Mannschaften. Gerade in der Phase, in der die US-amerikanische Threep-Liga neue Sponsoren sucht und expandieren möchte, stirbt ein Haden bei einem Spiel und ein Funktionär erhängt sich. Zufall? Der FBI-Agent Shane (ein Haden mit Threep) und seine Kollegin Vann stehen vor einem komplexen Fall, der auch für sie lebensgefährlich wird … Die Zukunfts-Idee des Bestseller-Autors John Scalzi ist nicht so weit weg von dem, was wirklich geschehen könnte – und gerade dadurch so faszinierend! (Aus dem Amerikanischen von Bernhard Kempen)

Frank Goldammer – Vergessene Seelen
Roman | dtv | 381 Seiten | 15,90 Euro
Dresden im Juni 1948: Der Wiederaufbau kommt mühsam in Gang, die Menschen leiden unter Versorgungsmangel, und nicht nur die zurückkehrenden Soldaten sind körperlich und seelisch verwundet, die Kriminalität nimmt zu. Schuld an der Misere geben viele Dresdner den sowjetischen Besatzern. Die Währungsreform sorgt für zusätzliche Unruhe, manche befürchten einen neuen Krieg. Kommissar Max Haller wird mit all diesen Ereignissen persönlich, familiär und beruflich konfrontiert. Er leidet unter Albträumen, deren Ursache erst am Ende des Romans geklärt werden, seine Frau müht sich als Trümmerfrau ab, sein Sohn Erwin lebt im Westen und schickt Hilfspakete, die hoch willkommen sind, aber möglichst „geheim“ bleiben sollen. Sohn Klaus ist in sowjetischer Gefangenschaft einer Gehirnwäsche unterzogen worden und kämpft nun für den Aufbau eines sozialistischen Deutschlands und greift sogar in den Arbeitsbereich seines Vaters ein. Als Kommissar Haller in mehreren Todesfällen ermittelt, begegnet er einer Mauer des Misstrauens und des Schweigens. Es sind Einzelschicksale, die seine Arbeit erschweren, für die er aber bisweilen Verständnis zeigt, hat er doch selbst auch eine „dunkle“ Seite. Die Fälle finden eine teilweise überraschende Lösung am Ende des Romans, der bis zum Schluss spannend bleibt und ein authentisches, atmosphärisch dichtes Bild der Nachkriegszeit, wohl nicht nur in Dresden, zeigt.

Lukas Diestel, Jonathan Löffelbein – Worst of Chefkoch
Sachbuch | Goldmann | 191 Seiten | 9,00 Euro
Kennen Sie „Chefkoch“, die umfangreiche Webseite mit der riesigen Anzahl von Rezepten? Seit Kochen und Essen zu einem Hype geworden sind, finden sich natürlich auch im Internet ungezählte Möglichkeiten, zur Selbstdarstellung, zum Beispiel in der großen Chefkoch-Community: Schaut her, was ich Tolles kochen kann! Lukas Diestel und Jonathan Löffelbein haben begonnen, die gruseligsten Fehlschläge dieser Webseite in einer „Rezeptsammlung des Grauens“ zusammenzustellen. Herausgekommen ist ein herrlicher Spaß: „Hello Kitty Gyros“, „Chilipeitschen auf Spinat“, „Spaghetti mit Bananen“, „Nufleika-Toast“ und viele viele mehr. Nicht nur die grandiosen (Original!)-Fotos zu diesen Rezeptvorschlägen sind schon ein Spaß an sich, auch die Kommentare und Begleittexte der Herausgeber treiben einem vor Lachen die Tränen in die Augen!

Arche Literatur Kalender 2019
Kalender | Arche | 58 Seiten | 22,00 Euro
„Lesen und Leben“ – unter diesem Motto stehen die Bilder und Texte des Arche Literatur Kalenders 2019. Peter Stamm, David Foster Wallace, Pearl S. Buck, Vicki Baum, Werner Bergengruen, Christoph Peters, Stéphane Hessel, Lucia Berlin …: 53 Autorinnen und Autoren unterschiedlichster Werke, Sprachen und Genres werden mit Foto, Textausschnitt und erläuternden Hinweisen vorgestellt. Und das Kalendarium liefert mit Geburts- und Todesdaten noch weitere Leseinspirationen! Keine Frage, dieser klassische Literatur- und Literatenkalender für die Wand (32 x 24 Zentimeter) ist ein verlässlicher und zudem sehr ansehnlicher Begleiter für Bücherfreunde.

Lost Cities. Das Brettspiel
Spiel (ab 10) | Kosmos | 2-4 Spieler | 29,99 Euro
Ein unterhaltsames und schön gestaltetes Familienspiel, das auch durch seine Variationsmöglichkeiten nicht langweilig wird: Fünf „Verlorene Städte“ müssen entdeckt werden, wozu jeder Spieler seine eigene Expedition startet und mit seinen Karten sich für einen Laufweg entscheidet. Mal geht es über ein Vulkanfeld, dann in einen Regenwald oder sogar unter Wasser! Wichtig dabei: Keine Figur zu weit zurücklassen und die Artefakte unterwegs einsammeln, sonst fehlen der Truppe am Schluss wichtige Punkte. Risikobereitschaft und Strategie entscheiden, wer den Sieg davonträgt … Reiner Knizia hat für diese neue Brettspielvariante das erfolgreiche gleichnamige Kartenspiel erweitert und bietet mit Kurz- und Langspielvariante und unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen für jede Runde genau das Richtige!

Quelle Text/Bild:
buchhandlung blaue blume
Richard-Wagner-Str. 46
67655 Kaiserslautern

www.buchhandlung-blaue-blume.de

Kaiserslautern, 29.11.2018