Lesetipps von der Buchhandlung „blaue Blume“ 18.10.

Eckhart Nickel – Hysteria
Dem Protagonisten dieses Romans, sein Name lautet Bergheim, fällt bei einem Gang über den Markt allerlei auf, zum Beispiel stört er sich an der Farbe der Himbeeren, an der Form von Käfern oder der seltsam unnatürlich wirkenden Haut eines Rinds. Als er diesen Besonderheiten nachgeht, stößt der Hypersensible auf das „Kulinarische Institut“, das alles Natürliche durch Künstliches ersetzt und in dem auch seine frühere Kommilitonin Charlotte arbeitet. Bergheim erinnert sich an seine eigene Studienzeit, in der die „Rousseau-Husaren“ versuchten, allen Raubbau des Menschen an der Natur zu beenden. Hat sich mit der herrschenden Naturpartei dieses ökofundamentalistische Weltbild bereits durchgesetzt? Wird die Natur geschont, wenn alles Künstlich ist? Eine herrlich verspielte, mitunter seltsame, aber immer sehr lustige Dystopie, die Genuss, Ästhetizismus und die Sehnsucht nach Landleben grandios überspitzt. Und wer möchte, findet in diesem klugen Werk zudem zahlreiche literarische Anspielungen und Verweise …
Eckhart Nickel – Hysteria
Roman | Piper | 240 Seiten | 22,00 Euro

Friedrich Ani – Der Narr und seine Maschine
Krimi | Suhrkamp | 143 Seiten | 18,00 Euro
Eigentlich wollte sich Tabor Süden, der Privatermittler für vermisste Personen, nach seinem letzten Fall zurückziehen und für immer verschwinden, doch seine Chefin erwartet ihn am Münchner Hauptbahnhof und überredet ihn zu einer neuen Recherche: Der früher erfolgreiche Krimiautor Georg Ulrich, mit echtem Namen Cornelius Hallig, ist aus seinem Hotel verschwunden und untergetaucht. Süden macht sich mit Halligs Biographie vertraut und ahnt schon bald, wie er den kranken, schmerzgeplagten Mann finden kann, denn er fühlt sich in ihn ein. Die Geschichte der beiden Männer läuft unweigerlich aufeinander zu, bis es in einem Café zur entscheidenden Begegnung kommt. – Düster und kraftvoll, so lässt sich dieser kurze Roman beschreiben, mit dem Friedrich Ani dem US-Krimiautoren Cornell Woolrich ein Denkmal setzt: Wie Hallig hat dieser u.a. ein Leben lang bei seiner Mutter gelebt.

Günther Thömmes – Der Limonadenmann
Roman | Gmeiner | 280 Seiten | 15,00 Euro
Der Untertitel dieses Romans gibt Hinweise darauf, um was es bei diesem historischen Buch geht: „Die wundersame Geschichte eines Goldschmieds, der der Frau, die er liebte, das Leben retten wollte und dabei die Limonade erfand“. Günther Thömmes erzählt (mit fiktionalen Ergänzungen) vom ereignisreichen Leben des einfallsreichen Jacob Schweppe (1740-1821), der zunächst Juwelier wird, dann aus politischen Gründen Deutschland verlassen muss und in der Schweiz nach Möglichkeiten sucht, Chinin in kohlesäurehaltigem Wasser aufzulösen: Er wollte ein Medikament entwickeln, „erfand“ dabei aber eine Limonade, die unter seinem Namen inzwischen weltweit getrunken wird. In eine Rahmenhandlung eingebunden, erfahren wir hier viel von Schweppes Tüfteleien, wie er Hindernisse überwand und in welcher Zeit er lebte. Eine unterhaltsame Lektüre mit viel Atmosphäre und Aha-Effekt.

Dave Eggers – Die Mitternachtstür
Kinderbuch (ab 10) | Sauerländer | 365 Seiten | 17,00 Euro
Der zwölfjährige Gran muss wegen der Geldsorgen seiner Familie mit seinen Eltern nach Carousel ziehen. Viel besser wird es in der neuen Stadt nicht; unter seinen neuen Mitschülern ist der kleine Gran fast unsichtbar. Früher war der Ort berühmt für seinen Karussellbau, heute ist dort alles ein bisschen seltsam. Merkwürdig ist vor allem, dass der Boden unter den Häusern nachzugeben scheint, ja sogar Risse in den Häusern aufbrechen, die Dorfbewohner sich aber eigentlich nur vor den Elchen fürchten, die sich angeblich zu stark vermehren. Dann stürzt die Schule ein und nur Grans Klassenkameradin Catalina interessiert sich für die Hintergründe. Sie kennt den Zugang zu einem unterirdischen Labyrinth … Dave Eggers (The Circle) schreibt hier zum ersten Mal für Kinder: Kinder übernehmen die Verantwortung, wenn die Erwachsenen an der tristen Wirklichkeit scheitern. Der Autor wollte nach eigener Aussage ein Abenteuerbuch mit vielen Geheimnissen und Humor verfassen – und das ist ihm zweifellos auch gelungen. (Aus dem Englischen von Ilse Layer)

Andrea Grewe, Doris Mendlewitsch, Hiltrud Herbst (hg.)
Fliegende Wörter 2019. 53 Qualitätsgedichte zum Verschreiben und Verbleiben
Wochenkalender | Daedalus | 56 Seiten | 16,95 Euro
Den lyrischen Postkartenkalender gibt es jetzt im 25. Jahr: Die drei Herausgeberinnen haben für jede Woche im kommenden Jahr wieder Gedichte aus ganz unterschiedliche Epochen und Kulturen herausgesucht und sie auf typographisch passende Art und Weise gestalten lassen. Lyrik aus dem Senegal ist dabei ebenso vertreten wie Texte aus dem antiken Griechenland, Eugen Gomringers heiß diskutierte „Alleen“ ebenso wie der „Dämon“ von Goethe, ein amüsantes Weihnachstmann-Gedicht von Valérie Rouzeau ebenso wie ein nachdenkliches von Charles Tomlinson. Aus gutem Grund beglückt dieser ansprechende Kalender jedes Jahr seine langjährigen Fans und gewinnt auch diese Mal sicher neue Freunde hinzu.

Sophie Härtling (hg.) – Arche Kinder Kalender 2019
Kinderkalender (ab 4) | Arche | 60 Seiten | 20,00 Euro
Für diesen Wochenkalender unter dem Motto „Figuren, Geschichten und Gedichte aus der Kinderbuchwelt“ hat die Herausgeberin Bilder und Texte aus berühmten Kinderbüchern versammelt: Im Juli kann man sich mit Conny am Strand vergnügen, im Februar kämpft die Kuh Lieselotte mit dem Einschlafen, im November reist Torben Kuhlmanns Maus zum Mond und im März freut sich Millie auf ihren Geburtstag. Der kleine Eisbär Lars, der Räuber Hotzenplotz und Pu der Bär haben ebenfalls ihren Auftritt. Eine bunte, abwechslungsreiche Begleitung durch das Jahr 2019, die auf jeder Seite zum (Wieder)Entdecken toller Kinderbücher einlädt, ganz gleich ob Klassiker oder Neuerscheinung.

Quelle Text/Bild:
buchhandlung blaue blume
Richard-Wagner-Str. 46,
67655 Kaiserslautern

www.buchhandlung-blaue-blume.de

Kaiserslautern, 18.10.2018