„Meide ich bestimmte Straße, wenn ich nach einem Kinobesuch spätabends nach Hause gehe? Gibt es Vierteil in meiner Stadt, in denen ich nicht leben möchte?“ Mit diesen Fragen eröffnete Polizeipräsident Michael Denne am Donnerstag das „Sicherheitsforum 2018“ im Deutschordensaal in Kaiserslautern. Er stellte die Fragen zwar nur in den Raum, aber sicherlich begann in diesem Moment bei jedem der rund 70 Teilnehmer das sogenannte „Kino im Kopf“ und jede/r hatte Plätze oder Orte vor Augen, die ihm oder ihr so etwas wie Gänsehaut verursachen. Und genau darauf wollte der Behördenleiter des Polizeipräsidiums Westpfalz hinaus, denn das Thema des Tages hieß: „Sicher leben in Stadt und Land – Für mehr Sicherheit im öffentlichen Raum und in Stadtquartieren“.
Dieses Thema beeinflusst wie kaum ein anderes die Lebensqualität der Menschen. Und auch in der Westpfalz gibt es in nahezu jedem Ort sogenannte „Angsträume“, an denen man sich „irgendwie unwohl“ fühlt und sie deshalb meidet – sei es, weil dort Straftaten passiert sind oder weil bei Dunkelheit zu wenig Beleuchtung da ist, oder sei es einfach nur ein Gefühl, das man nicht erklären kann. Und ganz egal, woher das Gefühl an solchen Orten kommt: Hier gilt es hinzuschauen, wie man solche „Angsträume“ beseitigen und somit sowohl die gefühlte Sicherheit ebenso wie die tatsächliche Sicherheit stärken kann.
Sowohl der Polizeipräsident als auch Innenminister Roger Lewentz, der ebenfalls am Sicherheitsforum teilnahm, bekräftigten, dass Kriminalprävention im öffentlichen Raum eine gemeinsame Aufgabe von Polizei und Kommunen ist. Jeder könne seinen Teil dazu beitragen – und sei es dadurch, dass beispielsweise eine Hecke zurückgeschnitten wird, damit sie nicht mehr wie eine Mauer wirkt.
Am Beispiel des Kaiserslauterer Stadtparks verdeutlichte Michael Denne, wie Städtebauplanung und Kriminalprävention ineinander greifen können, denn seit der Umgestaltung des Parks im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft 2006 werde er von der Bevölkerung viel besser angenommen, werde viel stärker frequentiert – und gleichzeitig gebe es viel weniger Anlässe für Polizei und Ordnungskräfte einzuschreiten.
Dieses Beispiel lasse sich auf viele andere Orte und Plätze in der Region übertragen. Deshalb sei das Ziel: Angsträume identifizieren, durch städtebauliche Maßnahmen Tatgelegenheiten reduzieren, dadurch Angsträume abbauen, um letztlich das Sicherheitsgefühl zu steigern. „Dafür gibt es zahlreiche Möglichkeiten“, ermunterte der Polizeipräsident die Bürgermeister, Städtebauplaner sowie Vertreter aus den Landkreisen und Kommunen im Saal, diese Ideen sozusagen mit nach Hause zu nehmen und Projekte daraus zu entwickeln.
Um die Möglichkeiten solcher Projekte zu veranschaulichen und die Ideen weiter anzukurbeln, gab es Fachvorträge von Experten, die ihren Erfahrungsschatz mit den Forums-Teilnehmern teilten:
– Kriminalhauptkommissar Christian Weicht von der Polizei
Nordrhein-Westfalen stellte sogenannte „Crime Mapping Marker“ vor,
wie sie bei Projekten zur kriminalpräventiven Raum- und Stadtplanung
in Beteiligungsverfahren eingesetzt werden können.
– Professor Dr. Norbert Gebbeken von der Universität der
Bundeswehr München beleuchtete die „Sicherheit öffentlicher Räume“
unter dem Aspekt des „baulichen Bevölkerungsschutzes“ und stellte
zahlreiche Varianten der „Verpollerung“ in deutschen Städten vor –
ein Thema, das es zwar schon lange gibt, das aber spätestens seit den
Vorfällen am Berliner Breitscheidplatz im Dezember 2016 wieder
stärker in den Fokus gerückt ist und mittlerweile bei öffentlichen
Großveranstaltungen kaum noch wegzudenken ist.
– Detlev Schürmann, ein Kriminologe und Polizeiwissenschaftler der
Stiftung „Deutsches Forum für Kriminalprävention“, legte den
Schwerpunkt seines Vortrages ebenfalls auf die Entwicklung von
Sicherheitskonzepten im Bereich der Veranstaltungssicherheit, und wie
sich diese besser in das jeweilige Stadtbild integrieren lassen
können.
– Dr. Anke Schröder vom Landeskriminalamt Niedersachsen stellte
das Erfolgsmodell einer Sicherheitspartnerschaft im Städtebau an
einem Beispiel aus Niedersachsen vor und zeigte damit wie Sicherheit
als Impulsgeber für mehr Lebensqualität dienen kann.
In seinem Resümee des Tages stellte Axel Emser vom Beratungszentrum des Polizeipräsidiums Westpfalz noch einmal fest, wie wichtig es ist, dass sich alle Akteure, die an der „städtebaulichen Kriminalprävention“ mitwirken, miteinander vernetzen und ihre Erfahrungen einbringen. Dazu zählt er natürlich auch die Polizei, die als Netzwerkpartner eine wesentliche Rolle spiele. Durch ihre Kenntnisse, was beispielsweise Tatgelegenheiten oder Täterverhalten anbelangt, können Empfehlungen erarbeitet werden, die dann in ganz konkrete städtebauliche Projekte einfließen können. Die Fachkenntnisse der Experten, wie zum Beispiel die heutigen Referenten, seien dabei besonders wertvoll.
Hintergrundinformation: Das Sicherheitsforum ist eine Veranstaltung des Polizeipräsidiums Westpfalz in Kooperation mit der Leitstelle Kriminalprävention im Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz. Sie wurde erstmals im Jahr 2008 durchgeführt und wird seitdem alle zwei Jahre in Kaiserslautern angeboten.
Das Team des Beratungszentrums im Polizeipräsidium Westpfalz (Sachbereich „Zentrale Prävention“) organisiert den gesamten Ablauf und kümmert sich auch um die jeweiligen Referenten, die mit ihren Fachvorträgen vor allem die Zielgruppe der Verantwortlichen in den Reihen der Polizei und den kommunalen Verwaltungen ansprechen.
Veranstaltungsort des Sicherheitsforums ist seit Beginn der Veranstaltungsreihe der „Deutschordensaal“ in der Kaiserslauterer Innenstadt, den die Kreissparkasse Kaiserslautern dankenswerter Weise zur Verfügung stellt.
Quelle Text/Bild:
Polizeidirektion Kaiserslautern,
Logenstraße 5,
67655 Kaiserslautern,
www.polizei.rlp.de
Kaiserslautern, 30.08.2018